Wie ein Hotel in Bad Kleinkirchheim mit Knowhow von außen Betriebsblindheit begegnet und damit eine Win-Win-Situation herstellt.
Somphorn ist eine Institution im Thermenhotel Ronacher in Bad Kleinkirchheim. Er kommt aus Thailand und vermittelt schon über 20 Jahre mit fachkundigen Händen Ronacher-Gästen ein besonderes Wohlgefühl. Ein hagerer Mann, von dem man fürchtet, der Nockalmwind würde ihn augenblicklich umblasen. Der Eindruck täuscht aber, denn bei der thailändischen Fußmassage entwickelt er ungeahnte Kräfte. Somphorn ist der Star unter den Ronacher-Masseuren, was aber besonders erstaunt, ist das unerschütterliche Zugehörigkeitsgefühl zu seiner Arbeitgeberin, das er sichtbar am Arm trägt. Er hat sich nicht nur sein Sternzeichen, einen furchterregenden Skorpion tiefschwarz auf seinen Hals tätowieren lassen, sondern auch den Schriftzug „Liebe Ronacher“ auf seinen linken Arm. Ein sichtbares Zeichen, wie sehr er sich mit dem Haus verbunden fühlt, wie groß das Vertrauen zu seiner Arbeitgeberin ist und wie dankbar Somphorn ist, dass er in dem exzellenten Haus exzellente Arbeit tun kann. So viel Identifikation ist nicht selbstverständlich.
Die wunderbare Fußmassage von Somphorn war nicht die einzige Überraschung an diesem Sonntag. Beim Warten auf die Massage mit backfrischem Plunderteiggebäck und Kräutertee trafen wir auf einen lieben, alten Bekannten. Rainer Husar, das Faktotum vom Monte Carlo Platz in Pörtschach, der dem Wörthersee-Hotspot in den Achziger Jahren erst das „hot“ verliehen und über die Grenzen des Landes bekannt gemacht hat. Auch in Wien machte er als Geschäftsführer im Pfarrwirt von Hans Schmid gute Figur. Im Vorjahr kehrte die Gastro-Legende 73jährig aber nimmermüde, als sommerlicher Geschäftsführer des Seehotel Jilly nach Pörtschach zurück.
„Rainer was machst du hier, vergönnst du dir einen wohlverdienten Urlaub?“ Ganz im Gegenteil. Weil er im Winter „unterbeschäftigt“ sei, engagierte ihn Hotelierin Simone Ronacher an den Winter-Wochenenden. „Ich bin hier der Optimierer“, lächelt er charmant. Optimierer? Ein Blick auf eine lange Liste mit größeren und kleinen Mängeln, die er bei seinen Streifzügen durchs Hotel aufgespürt hat, macht schnell klar, was seine Aufgabe ist. Im Zimmer 220 fehlt der Schuhlöffel, im Zimmer 323 der Schirm. Im Erdgeschoß ist eine Lampe kaputt und im Wartebereich vor dem Schwimmbad hat sich ein Wasserschaden ausgebreitet. Nichts entgeht seinem wachsamen Auge. Auch nicht die fehlende Obstschüssel-Gabel bei einer Dame. Hier ein „Küss die Hand“, dort ein „Habe die Ehre“, wie man es von einem Dienstleister der besten Schule gewohnt ist. „Ich bin am Wochenende hier, wenn die Chefin sich der Familie widmet. Am Montag machen wir dann Manöverkritik“, erzählt der Optimierer.
Simone Ronacher hat damit einen „guten Fang“ gemacht. Rainer hat den erfahrenen, ungetrübten Blick von außen, der Betriebsblindheit ersetzt. Auch MitarbeiterInnen sehen und melden nicht immer alles. Doch nur wenn man zulässt, dass eine betriebsfremde Person mit Argusaugen hinter die Kulissen blickt, konstruktive Kritik ernst nimmt und umsetzt ohne sich überrumpelt zu fühlen, kann man besser werden.
„Check und Re-check“, sagt Rainer wissend und „man kann immer noch besser werden.“ Beim letzten Besuch prangte auf der Decke des Warteraums noch ein hässlicher Wasserfleck. Diesmal war er weg.
Ein wunderbares Beispiel, wie man als Unternehmerin das Knowhow und den unerschöpflichen Erfahrungsschatz von Fachleuten zu beiderseitigem Wohlergehen nutzen kann. Eine Win-Win-Situatiuon im besten Sinn. Es gehört für eine Unternehmerin sicher Mut dazu, den Blick von außen zuzulassen, dafür handelt sie sich wertvollen Freiraum für wichtigere Dinge ein.
Rainer Husar gibt es nur einen, aber dafür viele ExpertInnen, die Betriebe optimieren können, wenn man sie lässt. Unsere Agentur „The Inside Look“ ist auch so ein Beispiel.
Kommentare